Freitag, 12. Dezember 2008

JUHUUU, WEIHNACHTEN STEHT VOR DER TÜR!
... und der Weihnachtsmann kommt in Bade - Shorts. Ja, kann sich eigentlich irgendjemand da draußen (also ich denke, Tobi bestimmt auch =)) oder besser in Deutschland vorstellen, mal Weihnachten bei 25 Grad und strahlenden Sonnenschein zu feiern? Ich eigentlich nicht, Schnee ist einfach obligatorisch. Jetzt ich aber Mal in Indien und komme doch zu der Erkenntnis: Joa, warum eigentlich nicht. Weihnachtsstimmung kommt auch so auf. Ich mein, das Leben die Inder ja auch beispiellos vor. Dort ein grüner Kunsttannenbaum, hier helle blinkende Neonlichter und so manche Saucen, die nach Weihnachten schmecken ^^ (joa, am besten mit Reis =)), lassen schon langsam erahnen, was schon in zwei Wochen vor den Türen steht =).
Aber hey Leutsch, ein Lächeln wie das eines glücklichen Honigkuchenpferds, das langsam auf meinem Gesicht Form annimmt, lässt erahnen, dass ich Weihnachten auf die ganz besondere Art und Weise feiern werde. Juhuuuu, ich geh zu Mohans und Mensch, ich freu mich so. Endlich rauskommen, fröhliche Gesichter antreffen, die bereits sehnsüchtig auf mich warten und wieder etwas Heimat schmecken. Boah, mir läuft es eiskalt den Rücken runter, wenn ich nur daran denke. Aber leider bin ich noch lange nicht da, hehehe ^^. Heute Nacht geht's erstmal mitm Zug nach Cochin. Morgenfrüh um 3 Uhr 25 komm ich an, werde mich zum Flughafen quälen und versuchen die Zeit bis zum Abflug um 9:00 Uhr so schnell wie möglich hinter mich zu bringen ^^. Danach geht's mitm Flugzeug zur Zwischenstation, wo erstmal auch wieder 5 Stunden Wartezeit angesagt sind. Anschließend geht's endlich nach Lucknow. Hoffentlich pünktlich um 19:00 Uhr werde ich mich dann zum Busbahnhof begeben, wo ab 21:15Uhr dann nochmals 6 Stunden Busfahrt vor mir stehen. Ach, ich liebe Indien, ne, jetzt ehrlich, das wird bestimmt ein Riesenspaß und vielleicht werde ich ja noch ein paar interessante Bekanntschaften machen. Doch davon mehr beim nächsten Mal, hehehe =).
Doch euch interessiert bestimmt viel mehr, was eigentlich so letzte und vorletzte Woche passiert ist. Also erstmal mussten Sabriye und Paul zu einer Preisverleihung zurück nach Österreich. Nach einer tränenreichen Verabschiedung (haja klar, kommen ja erst am Montag wieder zurück, ich muss sogar noch ganze weitere drei Wochen auf sie verzichten *schnüff* =)) konnten sie nur schweren Herzens gehen lassen, hehehe.
Das hieß allerdings nicht, sich nun auf die faule Haut zu legen, ganz im Gegenteil. Nun musste umso mehr meinen indisch stämmigen Freunden hinterher gerannt werden. Nein, ich bin nicht rassistisch, das ist so. Die Mentalität ist hier ganz anders. Komm ich heute nicht, komm ich halt morgen. Menschmayer, das kann einen schon den letzten Nerv rauben ^^.
Deshalb hieß es erstmal am Wochenende: tschau, tschau, ich brauch jetzt erstmal einen Tapetenwechsel. Also ging's nach Madurai. Man, ein goiles Städtchen im Süden Tamil Nadus, dem Nachbarstaat Keralas. Nach einer 9 – stündigen Zugfahrt und so mancher Kommunikationsschwierigkeiten bei meiner Ankunft, die zu manch größeren Umweg mit der Riksha und dem Bus geführt haben, war ein perfekter Start in den Tag schon längst erreicht. Ein Gläschen Lebertran für meine Nerven =). Doch, ich habs mit Humor genommen und war ziemlich froh, als ich endlich Mischa erblickte, mit dem ich zusammen diese Städtchen erkunden wollte. Etwa drei Stunden im Verzug ging' s erstmal frühstücken, klar, mein regelmäßig antanzender Freund, der Hunger, quälte mich mal wieder. Daraufhin ging's auf Zimmersuche. Klar, hier ist das kein Problem und schnell hatten wir eine nette Behausung gefunden. Doch nun ab ins Getümmel. Unser Ziel war der Tempel, das Schmuckstück Madurais. Doch wir durch manche Schnappschüsse und Schneiderläden doch etwas von unserem Ziel abgelenkt, dauerte ein 30 – minütiger Marsch, gleich mal 2 Stunden. Aber hey, Wochenende, kein Stress, ganz gemütlich, ganz gechillt.
Aber Leutsch, ich muss euch was sagen, so ganz im Geheimen: Boah, ich liebe Madurai. Ich finde diese Stadt einfach gigantisch. Ein Örtchen, in dem wirklich der Geist der Moderne auf die Seele der Kultur trifft. Man, genau so hab ich mir Indien vorgestellt. Nicht Hampi, Goa oder was weiß ich noch, hatte ich erwartet, sondern wirklich ein Indien, dass in all seinem Streben nach Neuem, das Alte, das, was es wirklich ausmacht, nicht vergisst. Einfach nur toll und voll schön, auch wenn gerade der Tempel durch Gerüste aus Blättern und Baumstämmen verdeckt war. Ganz egal, ich war begeistert, ganz zu schweigen von dem Inneren dieses Meisterwerks. Kunstwerke, in die Mauern gemeißelt, Menschenmassen, die wie in Trance umher rennen, Labyrinthe aus Gängen, in denen du schnell die Orientierung verlierst, ließen mit Leichtigkeit den bitteren Beigeschmack überdecken, der in mir aufkam, als mich die Händler innerhalb des Tempels mit funkelnden Bildern, Ramsch und mancherlei Textilien in ihren Bann zu reißen versuchten. Man, da hab ich gleich an Jesus gedacht, wie er damals mal so richtig schön im Tempel aufgeräumt hat. Joa, das wär hier auch mal nötig =). Doch Madurai ist nicht nur für seine eindrucksvollen Bauwerke bekannt, sondern auch für seine Stoffe. Überall Schneider, so weit das Auge reicht. Natürlich konnte ich da nicht widerstehen und hab mich gleich mal wieder mit so manchen Kleinigkeiten eingedeckt =). Leider war dieser Ausbruch aus dem Alltag schon nach zwei Tagen zu Ende. Zum Schluss noch die Ruhe =) begleitet von monotonen Glockengeräusch am Lotusteich genossen, ging's nach einem Abschlussmahl, das ich noch bereuen sollte, zurück nach Hause (Boah, der Typ im letzten Restaurant war so unverschämt, erstmal haut er auf die Rechnung noch 5 RS, weil er natürlich kein Wechselgeld hat. Dann steht er neben uns, wartet auf sein Trinkgeld und dreist wie er ist, will er uns dies nach seinem eigenen Wissen und Gewissen entlocken, hallo, der wollte einfach aus Mischa Hand 100 Rs zu sich nehmen, geht's eigentlich noch, der hat von mir nichts bekommen, batz).
Nach einer unruhigen Zugfahrt und so mancher schöner und auch negativ aufstoßender Erfahrungen (Man, Mischa und ich hatten echt unseren Spaß, man, so haben wir manchmal kurzerhand den Spieß umgedreht und versucht unsere angeknabberten Kokosnüssen an Inder zu verkaufen. Schade nur, dass man außer einem verschmitzten Lächeln nichts wirklich bekommen konnte, Mist. Krass allerdings waren die von Menschkraft betriebenen Fahrradrikshas. Klar, mir macht so was nicht viel aus, er freut sich ja, dass er uns fahren darf und Geld für seine Familie verdient, doch wenn man sieht, wie er sich abkämpft, ihm der Schweiß runterläuft und man selber seinen dicken Hintern nicht wirklich hoch bekommt, weiß man manchmal nicht, was wirklich richtig oder falsch ist, mhhh, krasse Welt) später kam ich wieder putzmunter mit meinen ausgeprägten Tränensäcken und einen unangenehmen Druck auf dem Darm auf dem Campus an, genau richtig zum Frühstück, hehehe. Klar, mein Freund war wieder da, hehehe. Damit bin ich Zeitraffer schon am Ende mit den Highlights dieser Woche.
So jetzt sitz ich im meinem Zimmer, pack gleich meine Sache und werde immer nervöser. Bald geht's los. So, zum Schluss darf natürlich eins nicht fehlen. Sollte man sich wirklich nicht mehr hören, wünsch ich euch allen ein gesegnetes Weihnachtsfest undn guten Rutsch ins neue Jahr, haut rein, bis bald, euer India - Böbbele Simon
PS: Chai lässt sich perfekt in Madurai genießen, sollte man nicht zufällig auf einen sehr redseligen alten Mann treffen, ufffffffffffffff, ja, uffffffffff.